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ein Bild am Tag 2012:  Nehmen und Geben


(13.08.12, Norddeutsche Rundschau, Gabriele Knoop)

Präsentation im stetigen Wandel - Ausstellung als Tausch-Aktion
Itzehoe. "Nehmen und Geben": Ein Titel, der es ernst meint und viel Dynamik verheißt. Die Oldendorfer Künstlerin Wiebke Logemann setzt in ihrer neuen Ausstellung im Landgericht auf den Dialog mit den Besuchern. Wer sich eine der DIN A4-Zeichnungen von der Wand nimmt, soll einen selbst gewählten Ersatz anhängen. Wenn dann noch ein Foto des neuen Besitzers mit dem Kunstwerk am neuen Ort hinzukommt, erfüllen sich Wiebke Logemanns Wünsche.

"Die Ausstellung richtet sich auch gegen den Konsum von Kunst und eingeschlichene Gewohnheiten", sagte die Künstlerin bei der Eröffnung. Wiebke Logemann schilderte ihren künstlerischen Werdegang und zeigte die Etappen ihres 15-jährigen Schaffens auf. Diese beschrieb sie als "Verdichtung im Arbeitsablauf", der mit einer Auswahl an Bildern und Objekten dokumentiert werden soll und mit großformatigen Zeichnungen und Papierbahnen den zweiten Schwerpunkt bildet.

Dabei zeigt sich ihre Vorliebe für das Zeichnen und für thematische Serien. Sie bezieht sich damit auch immer wieder kritisch auf politische und gesellschaftliche Anstöße. Beispielsweise mit dem Schweinezyklus (1997) auf das Massen-Keulen während der BSE-Krise. Sie arbeitet auf der Grundlage von Computerprogrammen auch experimentell und nutzt innovativ das Internet. Dort will sie auch die Ergebnisse der Tauschaktion regelmäßig dokumentieren. Denn ihr Projekt "www.einbildamtag.de", bei dem sie täglich eine Zeichnung online stellt, ist Ausgangspunkt der neuen Ausstellung. Logemann reagiert mit der Aktion auch auf die Diskussion um das Urheberrecht. Zum freien Nehmen gehört für sie eine Gegenleistung, die aber gesellschaftlich noch ausgehandelt werden müsse.

"Das ist eine tolle Idee, etwas völlig Neues in einer Kunstausstellung und erst recht in einem deutschen Gericht", begrüßte Dietmar Wullweber vom veranstaltenden Verein für Justiz und Kultur im Landgerichtsbezirk die große Besucherschar. Die Schau laufe bis Anfang Januar und werde sich bis dahin völlig verändern, stellte er in Aussicht.

Am Ende der Vernissage waren bereits zahlreiche Bilderlücken mit Platzhaltern versehen: Visitenkarten, gemalte Bilder, ein Stofftier - oder ein kariertes Hemd als originelles Ersatzstück. Der Hamburger Ingenieur Jürgen Roloff hängte seine Visitenkarte an und sagte: "Das ist eine sehr demokratische Aktion. Ich bin gespannt, was sich aus dem Aushandeln entwickelt."


Foto: Knoop                                       Artikel zur Aktion von Robert Hirse