Alle Texte zu ein Bild zum Wort

Text vom 26.12.06:
Einsiedlers Heiliger Abend
Ich hab' in den Weihnachtstagen
Ich weiß auch warum -
Mir selbst einen Christbaum geschlagen,
Der ist ganz verkrüppelt und krumm.

Ich bohrte ein Loch in die Diele
Und steckte ihn da hinein
Und stellte rings um ihn viele
Flaschen Burgunderwein.

Und zierte, um Baumschmuck und Lichter
Zu sparen, ihn abends noch spät
Mit Löffeln, Gabeln und Trichter
Und anderem blanken Gerät.

Ich kochte zur heiligen Stunde
Mir Erbsensuppe mit Speck
Und gab meinem fröhlichen Hunde
Gulasch und litt seinen Dreck.

Und sang aus burgundernder Kehle
Das Pfannenflickerlied.
Und pries mit bewundernder Seele
Alles das, was ich mied.

Es glimmte petroleumbetrunken
Später der Lampendocht.
Ich saß in Gedanken versunken.
Da hat's an die Türe gepocht,

Und pochte wieder und wieder.
Es konnte das Christkind sein.
Und klang’s nicht wie Weihnachtslieder!
Ich aber rief nicht: »Herein!«
(Joachim Ringelnatz)

Textvorschlag vom 11.12.06 von Lars Sorgenfrey
Hat Knecht Ruprecht ein’ im Tee,
Tut die Kälte nicht mehr weh.

Textvorschlag vom 19.12.06 von Susanne Wagner
O, du fröhlche Jahreszeit!
Hab davon schon so viele gesammelt,
nicht klüger geworden, nur abgewandter.
Wünsch mir nichts sehnlicher als mein
klares Kindergefühl.
War so einfach und so fröhlich!
Du Jahreszeit, ich muss nur weiter danach suchen!

Textvorschlag vom 12.12.06 von Matze Jürgensen
Horch
Hörst du das Weltall singen?
Horch - Atome strudeln ins Nichts
Ist das ein Mond, der da weint?
Oder ist es
Das Atmen der Sterne?
Nein
Es ist nur
Das Schnarchen meiner Alten
(Walter Moers / Hildegunst von Mythenmetz)

Textvorschlag vom 20.12.06 von Grietje Jürgensen
Gibt es den Weihnachtsmann wirklich?

Textvorschlag vom 19.12.06 von Monique Puck
nicht mitzuhassen, mitzulieben bin ich da
(Antigone, Jean Anouilh)

Textvorschlag vom 11.12.06 von Peter Fahr
Letzte Schneereste
Nieselregen - drei Grad Plus
Hamburger Weihnacht

Textvorschlag vom 12.12.06 von Caren Brockmann
Man nehme 12 Monate, putze sie sauber von Neid, Bitterkeit, Geiz, Pedanterie und zerlege sie in 30 oder 31 Teile, so dass der Vorrat für ein Jahr reicht. Jeden Tag einzeln angerichtet aus 1 Teil Arbeit und 2 Teilen Frohsinn und Humor. Man füge 3 gehäufte Esslöffel Optimismus hinzu, 1 Teelöffel Toleranz, 1 Körnchen Ironie und 1 Prise Takt. Dann wird die Masse mit sehr viel Liebe übergossen. Das fertige Gericht schmücke man mit Sträußchen kleiner Aufmerksamkeiten und serviere es täglich mit Heiterkeit.
(Katharina Elisabeth Goethe 1731-1808)

Textvorschlag vom 14.12.06 von Astrid Dostert
»Von der Schönheit, im vollen Mondschein Rom zu durchgehen, hat man, ohne es gesehen zu haben, keinen Begriff. Alles Einzelne wird von den großen Massen des Lichts und Schattens verschlungen, und nur die größten, allgemeinsten Bilder stellen sich dem Auge dar. Seit drei Tagen haben wir die hellsten und herrlichsten Nächte wohl und vollständig genossen. ... So muß man das Pantheon, das Kapitol beleuchtet sehn, den Vorhof der Peterskirche und andere große Straßen und Plätze. Und so haben Sonne und Mond, eben wie der Menschengeist, hier ein ganz anderes Geschäft als anderer Orten, hier, wo ihrem Blick ungeheure und doch gebildete Massen entgegenstehn.«
(Goethe, Italienische Reise, 2. Februar 1787)

Textvorschlag vom 12.12.06 von Matze Jürgensen
Freier Fall in salopper Katatonie
(aus »Ensel + Krete« - ein zamonisches Märchen von Walter Mörs)

Textvorschlag vom 11.12.06 von Marlies Frankenbusch
ZEIT LOSE KUH'N SSST:
GEH DICH TROLLEN

Textvorschlag vom 12.12.06 von C. M. Heinze
»Man hatte vor tausenden Dingen Angst, vor Schmerzen, vor dem eigenen Herzen, man hatte Angst vor dem Schlaf, Angst vor dem Erwachen, vor dem Alleinsein, vor dem Tod, namentlich vor ihm, vor dem Tod. Aber all das waren nur Masken und Verkleidungen. In Wirklichkeit gab es nur eines, vor dem man Angst hatte: das Sich fallen lassen, den Schritt in das Ungewisse hinaus, den kleinen Schritt hinweg über all die Versicherungen, die es gab. Und wer sich einmal, ein einziges Mal hingegeben hatte, der war befreit. Er gehorchte nicht mehr den Erdgesetzen, er war in den Weltraum gefallen und schwang im Reigen der Gestirne mit«
(H. Hesse)

Textvorschlag vom 11.12.06 von Klaus Waschk
an und für dich
ein bleicher weicher Kopfsalat
und ein kaputter Schu;
ein nasser Hut, ein Stückel Draht -
viel schöner bist doch Du.
(F. W. Bernstein)

Textvorschlag vom 07.12.06 von Barbara Anna Lutz
Winterlied
Das Feld ist weiß, so blank und rein,
Vergoldet von der Sonne Schein,
Die blaue Luft ist stille;
Hell, wie Kristall
Blinkt überall
Der Fluren Silberhülle.

Der Lichtstrahl spaltet sich im Eis,
Er flimmert blau und rot und weiß,
Und wechselt seine Farbe.
Aus Schnee heraus
Ragt, nackt und kraus,
Des Dorngebüsches Garbe.

Von Reifenduft befiedert sind
Die Zweige rings, die sanfte Wind'
Im Sonnenstrahl bewegen.
Dort stäubt vom Baum
Der Flocken Pflaum
Wie leichter Blütenregen.

Tief sinkt der braune Tannenast
Und drohet, mit des Schnees Last
Den Wandrer zu beschütten;
Vom Frost der Nacht
Gehärtet, kracht
Der Weg, von seinen Tritten.

Das Bächlein schleicht, von Eis geengt;
Voll lautrer blauer Zacken hängt
Das Dach; es stockt die Quelle;
Im Sturze harrt,
Zu Glas erstarrt,
Des Waßerfalles Welle.

Die blaue Meise piepet laut;
Der muntre Sperling pickt vertraut
Die Körner vor der Scheune.
Der Zeisig hüpft
Vergnügt und schlüpft
Durch blätterlose Haine.

Wohlan! auf festgediegner Bahn,
Klimm ich den Hügel schnell hinan,
Und blicke froh ins Weite;
Und preise den,
Der rings so schön
Die Silberflocken streute.
(Johann Gaudenz von Salis-Seewis (1762-1834))

Textvorschlag vom 08.12.06 von Julia Benning
...und wäre jetzt gern bei Dir. Sehr gern würde ich etwas für Dich tun, Dir eine Zeitung mit guten Nachrichten kaufen, Frühstücksbutter aus deinem Mundwinkel küssen, vielleicht deine Kniekehlen streicheln, irgendwas. ich bin fast umgefallen, als Du mich angerufen hast, deine Stimme so nah und so schrecklich weit weg. Dir zuliebe kann ich alles tun, arbeiten, früh aufstehen, vernünftig sein. Ich bin ganz benommen, wenn Du mich anrufst. alles ist gut, solange es mit uns stimmt, gleichgültig ob ein Glück dabei herauskommt. Ich brauche kein Glück, ich kann auch ohne illusion mit Dir lachen. (...)
(der Anfang von LICHT von christoph meckel)

Textvorschlag vom 07.12.06 von Susanne Oldenburg
Kinder unter 12? Manchmal!

Textvorschlag vom 05.12.06 von Barbara Anna Lutz
Die Unordnung in einem geschlossenen System kann nur gleich bleiben oder wachsen. Das heißt, daß ein Schreibtisch von selbst unordentlich wird, aber niemals ordentlicher. Daß ein Gas sich von selbst nur ausbreitet und niemals konzentriert. (...). So ist es immer. Ordnung kostet Energie, Unordnung bekommst du von selbst; und im System als Ganzen wächst immer die Unordnung.
(Daniel Kehlmann, Mahlers Zeit, S. 31.32)

Textvorschlag vom 04.12.06 von Anke Cornelius-Heide
Ronald spielt Golf - auf dem Grünkohlfeld.

Textvorschlag vom 03.12.06 von Gisela Lindemann
Mit Flügeln der Abendröte
weit übers Land
den Stern der Weisen
als Richtung und Ziel
auf Schwingen der Sehnsucht
ankommen und staunen:
Alles ist bereit
(aus der »Andere Advent«)

Textvorschlag vom 01.12.06 von Margret Kramer
Als ihm das Wasser bis zum Hals stand,
griff er nach jedem Strohhalm.
Dabei bekam er auch mich zu fassen
und merkte, dass ich ein Baumstamm bin.

Textvorschlag vom 01.12.06 von Marlies Frankenbusch
SCHLAFLOS SCHWINGT ÖSTLICHES MOOS
STREUT ZWISCHENZEIT
ALS DÄMMRIGE FALTER
UND SCHWIRRENDER FALL
ERHEBT EINEN STURM
(Marlies Frankenbusch)

Text vom 1.12.06
Mein Körper hält sich nicht an mich,
/ Er tut, was ich nicht darf.
(Robert Gernhardt)

Text vom 30.11.06
Rätsel
Es ist nicht blau, es ist nicht bunt,
es ist nicht groß und auch nicht rund,
es hat zehn Beine, keinen Kopf
und in der Mitte nur ein Loch,
es ist mal anders und mal so,
steht oft vergeblich irgendwo,
man sieht es aus der Ferne schlecht,
im Winter ist es niemals echt,
wir kennen‘s nicht aus der Natur,
was ist es nur, was ist es nur?
(Axel Sanjosé)

Textvorschlag vom 25.11.06 von Gesa Johannssen
DAS HOCH AMT DER OHR KETZER VERS WALTEN
PARA DIVEN MIT PARA DÜSEN UND PARA DRÜSEN
DAS IST NECK ARBEIT IM NECK CLUB
NARREN SCHIFFE SCHWIMMEN AUF DER NARR SEE
SO VERS GÄRT VERS GNADE MIT VERS RECHT.
(Gesa Johannssen)

Textvorschlag vom 23.11.06 von Anette Posselt
Die Milch macht´s!!

Textvorschlag vom 22.11.06 von Klaus Waschk
November
Der wilden Affenscheiße ganze Fülle
Liegt auf der Welt in den Novemberkeiten.
Der Mond ist dumm. Und auf den Straßen schreiten
Die Regenschirme. Daß man warm sich hülle
In starke Unterhosen schon beizeiten.

Nur Meese* haust noch auf dem Künstler-Mülle.
Man nehme sein Geschmier. Zum Arschwisch knülle
Man das Papier zum Dienst der Hinterseiten.
Die Martinsgans glänzt in der braunen Pelle.
stefan george steht in herbstes-staat.
an Seiner nase hängt der perlen helle.
Ein gelbes Rotztuch blinkt. Ein Auto naht.
Drin sitzt mit Adlerblick die höchste Stelle.
Fanfare tutet: Sellerie Salat

* nach Belieben!
(variation auf Georg Heym ‘November’)

Textvorschlag vom 19.11.06 von Matze Jürgensen
Ferngesteuerte Kinderwagen
blockieren den Gehweg.

Textvorschlag vom 16.11.06 von Astrid Dostert
Every object that is pleasing to the eye when looked upon, or delightful to the mind on recollection, may be called beautiful; so that beauty, in general, may stretch as wide as the visible creation, or even as far the imagination can go; which is a sort of new or secondary creation. Thus we speak not only of the beauties of an engaging prospect, of the rising or setting sun, or of a fine starry heaven; but of those of a picture, statue, or building; and even of the actions, characters, or thoughts of men. In the greater part of these, there may be almost as many false beauties, as there are real; according to the different tastes of nations, and men; so that if any one was to consider beauty in its fullest extent, it could not be done without the greatest confusion. I shall therefore confine my subject to visible beauty.
(Joseph Spence, Crito: or a dialogue on beauty)

Textvorschlag vom 19.11.06 von Michael Hein
»Manche Sache, von der ich mir eingebildet
habe, daß sie ein Stück von mir sei,
das man von mir nicht losreißen könne,
ohne mich selbst zu zerreißen, und das nicht wachsen könne, ohne mich zu bereichern,
fällt eines Tages von mir ab
und läßt keine Narbe zurück.«
(Ralph Waldo Emmerson, aus »Von der Schönheit des Guten«)

Textvorschlag vom 15.11.06 von C.-M. Heinze
Der Panther
Im Jardin des Plantes, Paris
Sein Blick ist vom Vorübergehn der Stäbe
so müd geworden, daß er nichts mehr hält.
Ihm ist, als ob es tausend Stäbe gäbe
und hinter tausend Stäben keine Welt.

Der weiche Gang geschmeidig starker Schritte,
der sich im allerkleinsten Kreise dreht,
ist wie ein Tanz von Kraft um eine Mitte,
in der betäubt ein großer Wille steht.

Nur manchmal schiebt der Vorhang der Pupille
sich lautlos auf -. Dann geht ein Bild hinein,
geht durch der Glieder angespannte Stille -
und hört im Herzen auf zu sein...
(Rainer Maria Rilke)

Textvorschlag vom 17.11.06 von Astrid Dostert
Es war einmal ein grüner Caesar, der kam aus Ägypten auf einen Cheminèe in Paris und wurde später in einem preußischen Schloss bewundert, bevor es ganz museal um ihn herum wurde.

Textvorschlag vom 16.11.06 von Marc Lindemann
Der sensible Mensch leidet nicht aus diesem oder jenem Grunde, sondern ganz allein, weil nichts auf dieser Welt seine Sehnsucht stillen kann.
(Jean Paul Sartre)

Textvorschlag vom 15.11.06 von Helmut Stummer
Die Asiatin oder Mit offenen Augen herumsitzen

Textvorschlag vom 14.11.06 von Claus-Michael Heinze
Noch bist du da /
Wirf deine Angst /
in die Luft /
Bald /
ist deine Zeit um /
Bald /
wächst der /
Himmel /
unter dem Gras /
fallen deine Träume /
ins Nirgends /
Noch /
duftet die Nelke /
singt die Drossel /
noch darfst du /
lieben /
Worte /
verschenken /
noch bist du da /
Sei was du bist /
Gib was du hast.
(Rose Ausländer)

Textvorschlag vom 13.11.06 von Astrid Dostert
... und kam noch im seligen Licht der untergehenden Sonne an und in die Rotunda (Pantheon). Der Raum darin reißt ohne Wort und Feier einen Menschen von Gefühl zur Anbetung hin und entrückt ihn aus der Zeit in die Unermeßlichkeit. Sobald man hineintritt, fängt man an zu schweben, man ist in der Luft, und die Erde verschwindet. Das Licht, das einzig oben durch die blaue heitere himmlische weite Rundung in die reine Form hineinleuchtet, hebt auf Flügel mit schaueriger Leichtigkeit in die Höhe. Kein Tempel je hat so etwas süßes banges erquickend Unendliches in mir erregt; ich sehnte mich frei zu sein und oben in Genuß und Ruhe. Der hohe Kreis korinthischer Säulen umgab mich wie jungfräuliche Schönheit.
(Wilhelm Heinse an Friedrich Heinrich Jacobi, Rom 1781)

Textvorschlag vom 12.11.06 von Barbara Anna Lutz
Mer losse d‘r Dom en Kölle,
denn do jehöhht hä hin.
Wat sull dä dann woanders,
dat hätt doch keine Sinn.

Textvorschlag vom 06.11.06 von Wolfgang Kühne
Warum muss es,
wenn schon das Tageslicht weniger wird,
auch noch kälter werden?

Ist die Natur grausam,
oder sind wir einfach nicht fähig
im grauen Licht des Tages
uns an der Sonne im Herzen
des geliebten Menschen zu wärmen?

Textvorschlag vom 10.11.06 von Claus-Michael Heinze
promises to go...
»The woods are lovely, dark and deep;
Des Waldes Dunkel zieht mich magisch an

but I have promises to keep;
doch muß zu meinem Wort ich stehn’

and miles to go before I sleep;
und Meilen gehn, bevor ich schlafen kann

and miles to go before I sleep;«
und Meilen gehn, bevor ich schlafen kann
(Robert Frost)

Textvorschlag vom 09.11.06 von Petra Suhl
Nur weil ich frier
is ja lang noch nich Winter

Textvorschlag vom 06.11.06 von Kerstin Bera
Mann kann einen Menschen, mit dem einen
das eigene Kind verbindet, nie ganz verlassen.
Die Fäden des gemeinsamen Schiksals
bleiben auf immer verknüpft.
(aus »späte familie« von Zeruya Shalev)

Textvorschlag vom 06.11.06 von Barbara Anna Lutz
Vivat, vivat über allen!
Blumen sollen fallen
hin und her, kreuz und quer
über das liebe Brautpaar her!

Textvorschlag vom 04.11.06 von Astrid Dostert
Rosen im Frühling, Baumobst im Herbste
und Ähren im Sommer strömen mir zu;
wie die Pest schreckt mich der Winter allein.
Fürchte ich doch die Kälte,
desgleichen die Dummheit der Bauern:
dass sie mich hölzernen Gott
auch noch verheizen zum Schluss!
(Vergil, Kleine Gedichte)

Textvorschlag vom 05.11.06 von Barbara Anna Lutz
Willst Du immer weiter schweifen?
Sieh, das Gute liegt so nah.
Lerne nur das Glück ergreifen.
Denn das Glück ist immer da!

Textvorschlag vom 04.11.06 von Annette de Witt
Wir können die Kinder nach unserem Sinne nicht formen; so wie Gott sie uns gab, so muss man sie haben und lieben.
(Johann Wolfgang von Goethe)

Textvorschlag vom 03.10.06 von Annette de Witt
Versäume keinen fröhlichen Tag,
und laß' dir die Freuden nicht entgehen,
die dir beschieden sind.

Text vom 31.10.06 bei DeutschlandradioKultur
Im Nebel
Seltsam, im Nebel zu wandern!
Einsam ist jeder Busch und Stein,
Kein Baum sieht den andern,
Jeder ist allein.

Voll von Freunden war mir die Welt,
Als noch mein Leben licht war;
Nun, da der Nebel fällt,
Ist keiner mehr sichtbar.

Wahrlich, keiner ist weise,
Der nicht das Dunkel kennt,
Das unentrinnbar und leise
Von allen ihn trennt.

Seltsam, im Nebel zu wandern!
Leben ist Einsamsein.
Kein Mensch kennt den andern,
Jeder ist allein.
(Hermann Hesse)

Textvorschlag vom 29.10.06 von Astrid Dostert
Das Cabrio-Wetter ist nun endgültig vorbei!
Was machen wir bloß bis zum nächsten Frühjahr?

Text vom 28.10.06
Lütt Matten, de Has,
de mak sick en Spoß,
he wär bi‘t Studeer‘n,
dat Danzen to lehr‘n,
un danzt ganz alleen
op de achtersten Been.

Käm Reinke, de Foß,
un dacht: Dat‘s en Kost!
Un seggt: Lüttje Matten,
so flink od ‘e Padden?
Un danzt hier alleen
op de achtersten Been?

Kumm, lat uns tosam‘n!
Ick kann as de Dam!
De Kreih, de speelt Fiedel,
denn geiht dat kandidel,
denn geiht dat mal schön
op de achtersten Been.

Lütt Matten gäv Pot;
de Foß beet em dot
un sett sick in‘n Schatten,
verspies den lütt Matten;
de Kreih, de kreeg een
von de achtersten Been.
(Klaus Groth)

Textvorschlag vom 26.10.06 von Astrid Dostert
Meine Voraussetzung, dass die Künstler dem Dichter nachgeahmet haben, gereicht ihnen nicht zur Verkleinerung. Ihre Weisheit erscheinet vielmehr durch diese Nachahnung in dem schönsten Lichte. Sie folgten dem Dichter, ohne sich in der geringsten Kleinigkeit von ihm verführen zu lassen. Sie hatten ein Vorbild, aber da sie dieses Vorbild aus einer Kunst in die andere hinübertragen mussten, so fanden sie genug Gelegenheit selbst zu denken. Und diese ihre eigenen Gedanken, welche sich in den Abweichungen von ihrem Vorbilde zeigen, beweisen, dass sie in ihrer Kunst ebenso groß gewesen sind, als er in der seinigen.
(Lessing, Laokoon)

Textvorschlag vom 24.10.06 von Astrid Dostert
Uccellacci e uccellini. Große Vögel, kleine Vögel.
(Filmtitel, Pier Paolo Pasolini)

Text vom 21.10.06
Was ist Liebe?
Liebe ist, wenn man - -
Ach was!
Liebe ist Liebe!
(Erich Mühsam)

Text vom 19.10.06
Erinnerung an die Marie A.
1
An jenem Tag im blauen Mond September
Still unter einem jungen Pflaumenbaum
Da hielt ich sie, die stille bleiche Liebe
In meinem Arm wie einen holden Traum.
Und über uns im schönen Sommerhimmel
War eine Wolke, die ich lange sah
Sie war sehr weiß und ungeheuer oben
Und als ich aufsah, war sie nimmer da.
2
Seit jenem Tag sind viele, viele Monde
Geschwommen still hinunter und vorbei.
Die Pflaumenbäume sind wohl abgehauen
Und fragst du mich, was mit der Liebe sei?
So sag ich dir: Ich kann mich nicht erinnern
Und doch, gewiß, ich weiß schon, was du meinst
Doch ihr Gesicht, das weiß ich wirklich nimmer
Ich weiß nur mehr: Ich küßte es dereinst.
3
Und auch den Kuß, ich hätt ihn längst vergessen
Wenn nicht die Wolke da gewesen wär
Die weiß ich noch und werd ich immer wissen
Sie war sehr weiß und kam von oben her.
Die Pflaumenbäume blühn vielleicht noch immer
Und jene Frau hat jetzt vielleicht das siebte Kind
Doch jene Wolke blühte nur Minuten
Und als ich aufsah, schwand sie schon im Wind.
(Berthold Brecht)

Textvorschlag vom 17.10.06 von Monique Puck
Rotwein ist für alte Knaben
eine von den besten Gaben
(Wilhelm Busch)

Text vom 17.10.06
Heute wollte die Gnädige bei mir schlafen -
und ich freute mich auf unsres Glückes Hafen.

Aber die, die längst in den Gräbern ruhen,
weiß betogat und mit weißen Schuhen,

jene alten, weisen, würdigen Kirchenväter
wandern schaurig hinteinander durch den Äther...

Ach, ich muß sie alle, alle lernen,
und dann ziehn sie wieder in die nebelhaften Fernen.

Meine Nacht beim Teufel - die verfluchten Frommen!
Wirst du nächste Woche zu mir kommen? -

Sieh, dann sind sie fest in meinem Kopf gefangen,
und ich will vergnügt nach deinen Brüsten langen!
(Kurt Tucholsky)

Textvorschlag vom 15.10.06 von Gesa Johannssen
WO LACH BLÜTEN BLÜHN UND ENGELS TROMPETEN
LANDEN FLIEGENDE UNTER TASSEN MIT OM HOLDEN
KETZER REAKTION AUF DEM GRÜNEN TISCH
FAUN TÄNZER UND CHEF MAULER
GEHEN HAND IN HAND ZUM QUATSCH BAU AMT.
(Gesa Johannssen)

Text vom 15.10.06
Drohung
Aber wisse:
Ich lebe Tiertag. Ich bin eine Wasserstunde.
Des Abends schläfert mein Lid wie Wald und Himmel.
Meine Liebe weiß nur wenig Worte:
Es ist so schön an deinem Blut.
(Gottfried Benn)

Textvorschlag vom 13.10.06
Heute bin ich wieder da.
Jeden Tag, Viertel vor Acht.
Nebenstrasse rein, Ghetto beginnt,
Schlüssel raus, Tür auf,
Licht seit 2 Jahren kaputt, dunkel, Treppe rauf.
Erste Amtshandlung:
Fenster auf, Schnapsgeruch unerträglich,
Kaffeemaschine an, Computer an,
Wach auf Chef, ich zähl bis 10!

Die Tür mache ich lieber wieder leise zu.

Textvorschlag vom 11.10.06 von Andrea Skoupi
Wie alt du auch wirst an diesem Tag,
du kennst immer nur einen kleinen
Ausschnitt vom großen Leben.

Textvorschlag vom 10.10.06 von C.-M. Heinze
Erste Elegie
WER, wenn ich schriee, hörte mich denn aus der Engel Ordnungen? und gesetzt selbst, es nähme einer mich plötzlich ans Herz: ich verginge von seinem stärkeren Dasein. Denn das Schöne ist nichts als des Schrecklichen Anfang, den wir noch grade ertragen, und wir bewundern es so, weil es gelassen verschmäht, uns zu zerstören.
Ein jeder Engel ist schrecklich.

Und so verhalt ich mich denn und verschlucke den Lockruf dunkelen Schluchzens. Ach, wen vermögen wir denn zu brauchen? Engel nicht, Menschen nicht, und die findigen Tiere merken es schon, daß wir nicht sehr verläßlich zu Haus sind in der gedeuteten Welt. Es bleibt uns vielleicht irgendein Baum an dem Abhang, daß wir ihn täglich wiedersähen; es bleibt uns die Straße von gestern und das verzogene Treusein einer Gewohnheit, der es bei uns gefiel, und so blieb sie und ging nicht.

O und die Nacht, die Nacht, wenn der Wind voller Weltraum uns am Angesicht zehrt -, wem bliebe sie nicht, die ersehnte, sanft enttäuschende, welche dem einzelnen Herzen mühsam bevorsteht. Ist sie den Liebenden leichter? Ach, sie verdecken sich nur miteinander ihr Los. Weißt du's noch nicht? Wirf aus den Armen die Leere zu den Räumen hinzu, die wir atmen; vielleicht daß die Vögel die erweiterte Luft fühlen mit innigerm Flug...
(R.M. Rilke, Duineser Elegien)

Textvorschlag vom 08.10.06 von Svea Gustafsen
In meine leeren Schaukelstühle vormittags
Setze ich mir mitunter in paar Frauen
Und ich betrachte sie sorglos und sage ihnen:
In mir habt ihr einen, auf den könnt ihr nicht bauen!
(Berthold Brecht, 1922)

Text vom 08.10.06
Ein alter Tibetteppich
Deine Seele, die die meine liebet,
Ist verwirkt mit ihr im Teppichtibet.

Strahl in Strahl, verliebte Farben,
Sterne, die sich himmellang umwarben.

Unsere Füße ruhen auf der Kostbarkeit,
Maschentausendabertausendweit.

Süßer Lamasohn auf Moschuspflanzenthron,
Wie lange küßt dein Mund den meinen wohl
Und Wang die Wange buntgeknüpfte Zeiten schon?
(Else Lasker-Schüler)

Textvorschlag vom 06.10.06 von Klaus Waschk
Weltende
Dem Bürger fliegt vom spitzen Kopf der Hut,
in allen Lüften hallt es wie Geschrei.
Dachdecker stürzen ab und gehen entzwei
Und an den Küsten - liest man - steigt die Flut.

Der Sturm ist da, die wilden Meere hupfen
An Land, um dicke Dämme zu zerdrücken.
Die meisten Menschen haben einen Schnupfen.
Die Eisenbahnen fallen von den Brücken.
(Jakob von Hoddis)

Textvorschlag vom 04.10.06von Anja Helwig
Eine schmale, weiße,
eine sanfte, leise
Wolke weht im Blauen hin.
Senke deinen Blick und fühle
selig sie mit weißer Kühle
dir durch blaue Träume ziehen.
(Hermann Hesse)

Textvorschlag vom 02.10.06 von Margret Kramer
Das macht‘s vor allem,
dass dem Sturmesweh‘n
die leichten, schwanken Halme
widersteh‘n,
dass sich im dichtgeschloss‘nen
Ährenfeld
ein Halm am andern hält.
(Wilhelm Müller-Rüdersdorf)

Text vom 02.10.2006
Hinz und Kunz

H.  Was meinst du, Kunz, wie groß die Sonne sei?

K.  Wie groß, Hinz? - als‘n Straußenei.

H.  Du weißt es schön, bei meiner Treu‘!
     Die Sonne als‘n Straußenei!

K.  Was meinst denn du, wie groß sie sei?

H.  So groß, hör - als’n Fuder Heu.

K.  Man dächt‘ kaum, daß es möglich sei;
     Potz tausend, als‘n Fuder Heu!

(Matthias Claudius)

Text vom 01.10.2006
»Die eine Hälfte der Welt lacht über die andere,
und Narren sind alle. Jedes ist gut und jedes ist schlecht, wie es die Stimmen wollen. Was dieser wünscht, hasst jener.«
(aus dem Handorakel von Baltasar Gracian)

Textvorschlag vom 28.09.06 von Walter Jakowski
Planet Alsen braucht Dich!

Text:
Sankt Ziegenzack springt aus dem Ei.
Rumsdibums das Gigerltum.
Vergißmeinnicht rollt um den Stuhl.
Glocke schlägt nur Eins und Zwei.

Abgrund öffnet sich mit Macht.
Stern rollt an den schönen Mund.
Hase hängt betaut am Berg.
In dem Stein ist schwarze Nacht.

Sankt Fassanbaß springt aus dem Ei.
Rumsdibums die Liegenschaft.
Vergißmeinnicht rollt um den Stuhl.
Glocke schlägt nur Eins und Zwei.
(Hans Arp)

Textvorschlag vom 22.09.06 von Wiebke Niemann
»may the longtime sun shine upon you
all love sourround you
and the pure light within you
guide your way on.«

Textvorschlag vom 20.09.06 von Gabriele Maack
»Früher, so vor vierzig, fünfzig Jahren,
da wurden die Kirschen getrocknet, eingekocht,
in Essig eingelegt, oder man kochte Konfitüre,
und dann... Das hat Geld gebracht!
Damals, da kannte man noch das Rezept.«
(aus »Der Kirschgarten« von Anton Tschechow)

Textvorschlag vom 19.09.06 von Gesa Johannssen
WO SCHERZ KEKSE SCHAND MÄULER VERS KNEIFEN
LAUERN PLATITÜDEN AUF PLATTEN TELLERN
DA FÄLLT DER APFEL NICHT WEIT VOM STAMM
UND DIE NARREN KASSE WIRD GE PLÜNDERT
WER IM HEU SCHLÄFT BÄH HÄLT HALME IM HAAR.
(Gesa Johannssen)

Textvorschlag vom 18.09.06 von Beate Colell
Die Welt in einem Sandkorn seh’n
und den Himmel in einer Wildblume,
die Unendlichkeit in meiner Hand halten
und die Ewigkeit in einer Stunde.
(William Blake)

Textvorschlag vom 12.09.06 von Monique Puck
Ein Mensch entschlusslos und verträumt
hat wiederholt sein Glück versäumt.
Doch ist der Trost ihm einzuräumen,
man kann sein Unglück auch versäumen.
(Eugen Roth)

Textvorschlag vom 11.09.06 von Grietje Jürgensen
wie war das doch gleich noch?
es sprach die schwägerin
zur frau des bruders:
»das leben ist kein hühnerbein«
und ließ die fibi flux darauf
im atelier allein.

Textvorschlag von mir
Der Eremit ist dick und groß;
Er haßt die Nebenmenschen bloß.
Er liebt nur seine Klause
Und bleibt daher zu Hause.
Die ganze Welt ist ihm Pomade.
Die Nebenmenschen sagen: schade!
Das aber rührt den Teufel nicht.
Hat er nur stets ein Leibgericht,
So ist ihm alles piepe -
Der Haß und auch die Liepe.
(Paul Scheerbart)

Textvorschlag vom 09.09.06 von Matze Jürgensen
Kleiner Schelm bist Du,
weißt Du was ich tu’,
ich steck Dich in den Hafersack
und bind’ ihn oben zu.

Wenn Du dann noch schreist:
»Ach laß mich bitte raus!«
Dann bind’ ich ihn noch fester zu
und setz mich oben drauf.
(Kinderlied)

Textvorschlag vom 08.09.06 von Anette Posselt
Incipe! Dimidium facti, qui coepit, habet.
Fang an! Die Hälfte der Tat hat derjenige,
der begonnen hat.
(Horaz)

Textvorschlag vom 07.09.06 von Sylvia Merkt
»Typisch Katze - wasserscheu!«,
rief der notorische Besserwisser, als
die Katze über den See geflogen kam.
(Peter E. Schumacher)

Text:
Sei gründlich, wenn du einer Frau den Hof machst
- mach auch gleich noch die Küche.
(unbekannt)

Textvorschlag von mir
Stiewe Bris un Nordenwind,
mookt krus den Büüddel
un lütt den Pint.
(Plattdeutsches Sprichwort)

Textvorschlag von mir
under der linden an der heide,
dâ unser zweier bette was,
dâ mugt ir vinden
schône beide gebrochen bluomen unde gras.
vor dem walde in einem tal -
tandaradei!
schöne sanc die nachtigal.
(Walther von der Vogelweide)

Textvorschlag vom 29.08.06 von Anke Krabbes
Die ersten vierzig Jahre unseres
Lebens liefern den Text, die folgenden
dreißig den Kommentar dazu.
(Arthur Schopenhauer)

Textvorschlag vom 29.08.06 von Susanne Wagner
Nur wer die Herzen bewegt, bewegt die Welt.
(Ernst Weichert)

Textvorschlag vom 28.08.06 von Gesa Johannssen
VERS SCHROT ZEN IN DER WITZ MÜHLE
DA SCHIMPFT DER ESEL DEN HAHN EINEN DICK KOPF
LOCK VÖGEL PALAVERN MIT TRAUM KRÖTEN
NIX GANZ ES & NIX HALB ES
IN DER TINTE UND IM TIEFEN TANN.
(Gesa Johannssen)

Textvorschlag vom 25.08.06
Sie ist mit einem Ornithologen
- nach Schleswig an die Schlei gezogen.

Textvorschlag vom 24.08.06 von Astrid Dostert
Auf der Suche nach Artemis
- vom Tiergarten zum Hofgarten.
Aber wohnt vielleicht Artemis
nicht doch am Fuße der Akropolis?

Textvorschlag vom 21.08.06 von Sabine Mertens
Sei immer größer als der Augenblick
(ungarische Volksweisheit)

Textvorschlag vom 19.08.06 von Matze Jürgensen
Das mit den Bienen und Blüten verstehe ich nicht.
Wer wird denn dabei schwanger?

Textvorschlag vom 16.08.06 von Willi Paul
»Nichts geschieht, was man nicht selber tut!«

Textvorschlag vom 17.08.06 von Turid Müller
»Wahrheit ist zumutbar«
(unbekannt)

Textvorschlag vom 16.08.06 von Sascha Bove
»Der frühe Vogel fängt den Wurm,
aber die zweite Maus bekommt den Käse«

Textvorschlag vom 14.08.06 von Jutta Ohl
Der eine wartet, dass die Zeit sich wandelt,
der andere packt sie kräftig an - und handelt.
(Dante)

Textvorschlag vom 13.08.06 von Christina Draguhn
...sei immer neugierig und bewahre
Deine Sensibilität, lasse Dich nicht
beherrschen von Deinem Denken,
sonst verpasst Du das Schönste im Leben...
(Verfasser unbekannt, irgendwann irgendwo aufgeschnappt und für sehr »lebens«wert befunden)

Textvorschlag vom 11.08.06 von Kerstin Rohwer
Der Schmetterling
Ich, Tschuang-Tschou, träumte einst, ich sei ein Schmetterling, ein hin und her flatternder Schmetterling, ohne Sorge und Wunsch, meines Menschenwesens unbewußt. Plötzlich erwachte ich; und da lag ich: wieder »ich selbst«. Nun weiß ich nicht: war ich da ein Mensch, der träumt, er sei ein Schmetterling, oder bin ich jetzt ein Schmetterling, der träumt, er sei ein Mensch? Zwischen Mensch und Schmetterling ist eine Schranke. Der Übergang ist Wandlung genannt.
(aus »Reden und Gleichnisse« von Tschuang-Tse)

Textvorschlag vom 07.08.06 von Gesa Johannssen
WENN GRÜN SCHNÄBEL SCHABERNAK TREIBEN
FLIEGEN BLAUE BOHNEN DURCH BLAUEN DUNST
ROTE LATERNEN ÜBER WEIßEN WESTEN
DER SCHWARZE PETER MIT DEM LUST MOLCH
GRAUE MÄUSE DIE ROSA ROTE BRILLEN TRAGEN.
(Gesa Johannssen)

Textvorschlag vom 04.08.06 von Gisela Lindemann
»Und dennoch jubelte etwas Unaussprechliches in ihr, wie eine fröhliche Weise, die man nicht mehr vergessen kann. Eleni holte ihr Parfüm heraus und spritzte sich einen winzigen Tropfen hinter jedes Ohr...«
(aus »Die Schachspielerin« von Bertina Henrichs)

Textvorschlag vom 03.08.06 von Peter von Krusenstern
Dein Ziel ist immer so nah, wie Du es möchtest.
Um es auch zu erreichen musst Du WOLLEN!

Textvorschlag vom 27.07.06 von Jan Schwochow
Es ist heiß!

Textvorschlag vom 01.08.06 von Marc Lindemann
April
Die Welt riecht süß
nach Gestern.
Düfte sind dauerhaft.

Du öffnest das Fenster.
Alle Frühlinge
kommen herein mit diesem.

Frühling der mehr ist
als grüne Blätter.
Ein Kuß birgt alle Küsse.

Immer dieser glänzend glatte
Himmel über der Stadt,
in den die Straßen fließen.

Du weißt, der Winter
und der Schmerz
sind nichts, was umbringt.

Die Luft riecht heute süß
nach Gestern -
das süß nach Heute roch.
(Hilde Domin)

Textvorschlag vom 31.07.06 von Kathrin Prinz
Wenn meine Mama und mein Papa
hochzeiten, ziehen wir in ein Haus
und ich bekomme eine Miezi,
einen Hasen und ein Geschwisterchen.
(Lisa, 3. Jahre)

Textvorschlag vom 30.07.06
InSekten

Textvorschlag vom 25.07.06 von Barbara Anna Lutz
»Es gibt Menschen, die können ihr Herz
öffnen, und Menschen, die können es nicht.
Sie gehören zu denen, die sich öffnen können.
Genauer gesagt, Sie können sich öffnen,
wenn Sie es wollen.«
»Und was passiert, wenn man sich öffnet?«
Die Zigarette im Mund, verschränkte Reiko
gutgelaunt die Hände auf dem Tisch.
»Man wird gesund«, sagte sie.
(Haruki Murakami, Naokos Lächeln. Nur eine Liebesgeschichte)

Textvorschlag vom 25.07.06
»Gut so mein Junge!«
Dann kriegt Django rote Ohren vor Stolz.
Seine Gitarre läßt er nicht aus der Hand.
Er nimmt sie sogar abends mit ins Bett.
(aus »Django« Reinhardt von Frans Haacken)

Textvorschlag vom 27.07.06 von S,E,J,M  H,L,J,K
Susanne + KaPe - angekommen auf der anderen Seite des großen Brunnens

Textvorschlag vom 24.07.06 von Susanne Wagner
Schauen Sie in sich, wenn Ihnen nicht graust!
(Gottfried Benn)

Textvorschlag vom 25.07.06 von Susanne Oldenburg
In Hamburg lebten zwei Ameisen,
Die wollten nach Australien reisen.
Bei Altona auf der Chaussee
Da taten ihnen die Beine weh,
Und da verzichteten sie weise
Dann auf den letzten Teil der Reise.
(Joachim Ringelnatz)

Textvorschlag vom 24.07.06 von B.
Unser Kopf ist rund, damit das Denken
die Richtung wechseln kann.
(Francis Picabia)

Textvorschlag vom 18.07.06 von Britta Behmer
Wir können nicht ohne Sport...

Textvorschlag vom 18.07.06 von Susanne Oldenburg
Manntje, Manntje, Timpe Te,
Buttje, Buttje in der See,
myne Fru, de Ilsebill,
will nich so, as ik wol will.
(Gebrüder Grimm)

Textvorschlag vom 14.07.06 von Dennis Oeffling
Man muss noch Chaos in sich tragen, um
einen tanzenden Stern gebähren zu können.
(aus: »Also sprach Zarathustra« von Friedrich Nietzsche)

Textvorschlag vom 12.07.06 von Gesa Johannssen
HOKUSPOKUS AUF DEM HOLZ WEG
WENN DIE FLORA MIT DEM FAUN NARR SPRICHT
VERS ZINKEN & VERS SCHMINKEN
ALL ES UNTER EINEM HUT BÄH KOMMT ZEN
UND TUSS NELKEN DIE ÜBER DIE PISTE TREIBEN.
(Gesa Johannssen)

Textvorschlag vom 11.07.06 von Susanne Wagner
Wenn kesse Mädchen mit blonden Zöpfen
dem Chefkoch die Butter vom Brot stehlen,
dann ist Krieg angesagt!

Textvorschlag vom 09.07.06 von Wolfgang Kühne
Wie lange bin ich schon unterwegs?
Die Gedanken fließen langsam,
die Gespräche mit meinem Freund neben mir versiegen, es geht ihm nicht gut. Stattdessen manifestiert sich eine kleine Melodie in meinem Kopf. Die Melodie wird getragen von dem rhythmischen stampfen tausender Füße in den schmalen Straßenschluchten der großen Stadt. Wie in Trance nehme ich das bunte Umfeld am Rande des Weges war. Dicht gedrängt stehen jubelnde Menschen, Sambatrommeln lassen mich fliegen, ich liebe den Weg. Bin ich erst 30 KM gelaufen?

Textvorschlag vom 07.07.06 von Julia Benning
Jeder von uns ist ein Engel
mit nur einem Flügel.
Und wir können nur fliegen,
wenn wir uns umarmen.
(Luciano de Crescenzo)

Textvorschlag vom 03.07.06 von Martin Fischer
Lukas Podooolski!!!

Textvorschlag vom 03.07.06 von Astrid Dostert
Wenn einer einen wirklich klaren Gedanken hat,
kann er ihn auch darstellen.
(Michel de Montaigne)

Textvorschlag vom 30.06. 06 von Matze Jürgensen
»Ich habe ein einfaches Rezept,
um fit zu bleiben.
Ich laufe jeden Tag Amok.«
(Hildegard Knef)

Textvorschlag vom 28.06. 06 von Susanne Wagner
ARM KRÄUTCHEN
Ein Sauerampfer auf dem Damm
stand zwischen Bahngeleisen,
machte vor jedem D-Zug stramm,
sah viele Menschen reisen.

Und stand verstaubt und schluckte Qualm
schwindsüchtig und verloren,
ein armes Kraut, ein schwacher Halm,
mit Augen, Herz und Ohren.

Sah Züge schwinden, Züge nahn.
Der arme Sauerampfer
sah Eisenbahn um Eisenbahn,
sah niemals einen Dampfer.
(Joachim Ringelnatz)

Textvorschlag von mir
Doch gibt es einen grundlegenden Unterschied zwischen dem Haufen der Vergangenheit und dem Haufen heute. Ich will nicht darauf eingehen, dass der moderne Haufen ein globaler Haufen ist, dass früher die Haufen lokal waren und sich jeder einzelne von ihnen weiterbewegen konnte oder man die Möglichkeit hatte, vor ihm zu fliehen.
(Slawomir Mrozek, Brief vom 25.02.1966)

Textvorschlag vom 24.06.06 von Mark Logemann
Das Runde muss in das Eckige.
(Sepp Herberger)

Textvorschlag vom 22.06.06 von Julia Benning
Zuerst hatten wir kein Glück
und dann kam auch noch Pech dazu.
(Jürgen Wegmann 31.03.1964 - dt. ex-Fußballprofi)

Textvorschlag vom 21.06.06 von Astrid Dostert
Ich bemerkte wohl, dass Tischbein mich öfters aufmerksam betrachtete, und nun zeigt sich’s, dass er mein Porträt zu malen gedenkt. Sein Entwurf ist fertig, er hat die Leinwand schon aufgespannt. Ich soll in Lebensgröße als Reisender, in einen weißen Mantel gehüllt, in freier Luft auf einem umgestürzten Obelisken sitzend, vorgestellt werden, die tief im Hintergrund liegenden Ruinen der Campagna di Roma überschauend. Es gibt ein schönes Bild, nur zu groß für unsere nordischen Wohnungen. Ich werde wohl wieder dort unterkriechen, das Porträt aber wird keinen Platz finden.
(Goethe, Italienische Reise)

Textvorschlag vom 17.06.06 von Gesa Johannssen
LACH NUMMERN AUF DER DURST STRECKE
DAS GÄHN MATERIAL IM SPOTT STUDIO
DIE MODE SCHEUCHE MIT DER MUMMEN SCHANZE
DAS TEURE PFLASTER & DIE HEIßE LUFT
DA KÜßT DER STEH GREIF DIE STOCK ENTE.
(Gesa Johannssen)

Textvorschlag vom 07.06.06 von Regina Soyk
»Hilft hartnäckiges Wünschen?«
(Peter Fischli & David Weiss)

Textvorschlag vom 06.06.06 von Margret Kramer
Artige Kinder fordern nichts;
artige Kinder kriegen nichts.
(Otto von Bismarck)

Textvorschlag vom 05.06.06 von Wolfgang Kühne
Motorradglück in Frankreich
Auf sonnengefluteten kurvenreichen Straßen
tanzt mein Motorrad mit mir den Alpenpass
hinunter zum nahen Mittelmeer.
Den Rhythmus bestimmt der sanft
geschwungene Weg, die Melodie komponiere
ich mit dem Gasgriff. Landschaft, Sonne,
Schatten, Beschleunigung und Motorsound
machen mich glücklich
- doch da kommt schon die nächste Stadt.

Textvorschlag vom 04.06.06 von Karin Stammler
DAS SCHWIERIGSTE ZU ANFANG:
DEM SCHAFFNER MUSS ERKLÄRT WERDEN,
DASS MAN AN DER ABZWEIGUNG NACH AGIOSSOS
(ODER TIMIOS STAVROS) AUSSTEIGEN MÖCHTE.
DORT GEHT MAN ZWISCHEN DER STILLGELEGTEN
TANKSTELLE UND DEN WINDMÜHLEN DIE STRASSE
ZUM PIRGOS TIMIOS STAVROS HINAUF.

Textvorschlag vom 05.06.06 von Astrid Dostert
Vergnügliches Stelldichein
olympischer Götter
an der Copacabana
- Reisen bildet immer!

Textvorschlag vom 04.06.06 von Barbara Anna Lutz
Ich bin so knallvergnügt erwacht.
Ich klatsche meine Hüften.
Das Wasser lockt. Die Seife lacht.
Es dürstet mich nach Lüften.

Ein schmuckes Laken macht einen Knicks
Und gratuliert mir zum Baden.
Zwei schwarze Schuhe in blankem Wichs
Betiteln mich »euer Gnaden«.

Aus meiner tiefsten Seele zieht
mit Nasenflügelbeben
Ein ungeheurer Appetit
Nach Frühstück und nach Leben.

Textvorschlag vom 02.06.06 von Marc Lindemann
»Und was hingegen mir in meinen seltenen Freudenstunden geschieht, was für mich Wonne, Erlebnis, Ekstase und Erhebung ist, das kennt und sucht und liebt die Welt höchstens in Dichtungen, im Leben findet sie es verrückt. Und in der Tat, wenn die Welt recht hat, wenn die Musik in den Cafes, diese Massenvergnügungen, diese amerikanischen, mit so wenig zufriedenen Menschen recht haben, dann habe ich unrecht, dann bin ich verrückt, dann bin ich wirklich ein Steppenwolf, den ich mich oft nannte, das in eine ihm fremde und unverständliche Welt verirrte Tier, das seine Heimat, Luft und Nahrung nicht mehr findet.«
(Herman Hesse, Der Steppenwolf, S. 40/41)

Textvorschlag vom 02.06.06 von Katharina Joanowitsch
Aus Dämmerblau steigt eine Wiese
voll weichem Gras und honigmild
und dehnt sich aus zu sanftem Tal.
Dunkelgewaltig wie ein Mal
in ihr ein Baum, ein Raschelriese,
vom Alter breit und knorrigwild.

Was ist’s? Was raunt die alte Eiche?
Warum nur zittert jetzt ihr Laub?
Wieso zetert die Elster schrill?
Weshalb sind alle Spatzen still?
Und woher kommt im Erdenreiche
das dumpfe Grollen, tönt der Staub?

Der Baum beschloss, so jagt die Kunde,
aus heimatlichem Wiesengrund,
nach tausend Nächten Grübelei,
bei Jahresring zweihundertdrei,
sich loszureißen ohne Wunde.
Ein Schritt schon mache ihn gesund.

Textvorschlag vom 01.06.06 von Deutschlandfunk
Ein Knie geht einsam durch die Welt.
Es ist ein Knie, sonst nichts!
Es ist kein Baum! Es ist kein Zelt!
Es ist ein Knie, sonst nichts.

Im Kriege ward einmal ein Mann
erschossen um und um.
Das Knie allein blieb unverletzt -
als wär’s ein Heiligtum.

Seitdem geht’s einsam durch die Welt.
Es ist ein Knie, sonst nichts.
Es ist kein Baum, es ist kein Zelt.
Es ist ein Knie, sonst nichts.
(Christian Morgenstern)

Textvorschlag vom 31.05.06 von Katharina Joanowitsch
Zwischen Denken und Handeln liegt das Meer.
(italienisches Sprichwort)

Textvorschlag vom 30.05.06 von Reinhard Prinz
..den lieben Gott kenne ich nicht so gut,
aber ich kenne einen Maulwurf!
(der kleine Paul zu Mama Jenne bei einem »Bett-geh-Schnack«)

Textvorschlag vom 27.05.06 von Dennis Oeffling
Liebestest Wespennest

Textvorschlag vom 24.05.06 von Deutschlandfunk
Ich ging einmal nach Butzlabee,
da kam ich an ein großen See,
da kam ich an ein Mühlenhaus,
da schauten drei Hexen zum Fenster raus.
Die erste sprach: Komm iß mit mir!
Die zweite sprach: Komm trink mit mir!
Die dritte nahm den Mühlenstein
und warf ihn mir ans linke Bein.
Da schrie ich laut: oweh, oweh,
ich geh nicht mehr nach Butzlabee.
(Verfasser unbekannt)

Textvorschlag vom 22.05.06 von Gesa Johannssen
WILLST DU EINEN BESEN FRESSEN
DARFST DU DEN HONIG NICHT VERGESSEN
WILLST DU EIN PFERD VOM SCHWANZ AUF ZÄUMEN
MUßT DU ERST DEIN HIRN AUF RÄUMEN
WILLST DU EINEN FETTEN HASEN FANGEN
MUßT DU IHN MIT PFEFFER BANNEN
WILLST DU EINE KLUGE FRAU VERFÜHREN
MUßT DU IHREN GEIST BERÜHREN
WILLST DU DAS SPIEL GEWINNEN
FANG AN ZU SPINNEN.
(Gesa Johannssen)

Textvorschlag vom 21.05.06 von Barbara Anna Lutz
Und in dieser heiteren Gelassenheit
senkte sich mit der Zartheit
eines fallenden Blütenblatts
eine Entscheidung in ihr Herz.
(Rebecca Ryman)

Textvorschlag vom 20.05.06 von Carsten Hoffmann
Fragt die Liebe die Freundschaft:
Warum gibt es Dich, wenn es mich schon gibt?
Darauf antwortet die Freundschaft:
Um dort ein Lächeln zu zaubern,
wo Du eine Träne hinterlassen hast.

Textvorschlag vom 09.05.06 von Susanne Wagner
Der Mensch ist Mittelpunkt!
Und nicht:
Der Mensch ist Mittel.

Textvorschlag vom 16.05.06 von Astrid Dostert
Die falschen Ideen haben ihren Ursprung
im Vorstellungsvermögen, der Imagination,
d.h. in gewissen zufälligen und losen
Empfindungen, die nicht aus dem Vermögen
des Geistes selbst hervorgegangen sind,
sondern aus äußeren Ursachen, je nach den
verschiedenen Anregungen, die der Körper
im Wachen oder Träumen empfängt.
(Spinoza)

Textvorschlag vom 15.05.06 von Astrid Dostert
Deshalb ist z.B. in der Malerei jede Farbe
innerlich schön, da jede Farbe eine
Seelenvibration verursacht und jede
Vibration bereichert die Seele.
Und deshalb endlich kann alles innerlich
schön sein, was äußerlich hässlich ist.
So ist es in der Kunst, so ist es im Leben.
(Kandinsky, Über das Geistige in der Kunst)

Textvorschlag vom 08.05.06 von Jenne Baule-Prinz
»Ahhhh - die Zeit läuft mir davon
und Du rennst mir hinterher...«
(Paul zu seinem Bruder Eddi)

Textvorschlag vom 07.05.06 von Marie-Luise Paul
Wer ahnte, daß zum Weihnachtsfest
Cornelia mich sitzenläßt?

Das war noch nichts: zu Ostern jetzt
hat sie mich abermals versetzt!

Nun freu ich mich auf Pfingsten -
nicht im geringsten!
(Heinz Erhardt)

Textvorschlag vom 07.05.06 von Lüder Engelbrecht
Im Park
Ein ganz kleines Reh
stand am ganz kleinen Baum
still und verklärt wie im Traum.
Das war des Nachts elf Uhr zwei.
Und dann kam ich um vier
Morgens wieder vorbei.

Und da träumte noch immer das Tier.
Nun schlich ich mich leise
- ich atmete kaum -
gegen den Wind an den Baum,
und gab dem Reh einen ganz kleinen Stips.
Und da war es aus Gips.
(Joachim Ringelnatz)

Textvorschlag vom 09.05.06 von Margret Kramer
Der neue Mensch zeichnet
sich dadurch aus,
dass er fähig ist, Sexualität
als Glück zu erfahren.
(Rudi Dutschke)

Textvorschlag vom 07.05.06 von Margret Kramer
Alles sollte so einfach wie
möglich gemacht werden,
aber nicht einfacher.
(Albert Einstein)

Textvorschlag vom 04.05.06 von Kerstin Bera
Am Sonnatg will mein Süßer
mit mir segeln gehn,
sofern die Winde wehn,
das wär doch wunderschön.
(Liedtext)

Textvorschlag vom 02.05.06 von Gesa Johannssen
ER GIEßEN IM GARTEN DER GE MUSE
ES KURZ FASSEN UND SCHWAFEL WURZELN ZIEHEN
DIE VERS FÄLLE REDE LUST RATE SPIEL
TOMATEN AUF DEN AUGEN BOHNEN IN DEN OHREN
DIE NASE IM WIND DAS HERZ AUF DER ZUNGE.
(Gesa Johannssen)

Textvorschlag vom 01.05.06 von Deutschlandfunk
Disput
Es kräht der Hahn auf seinem Mist.
Als Kanzelredner wirkt der Christ.
auch äußert sich der Atheist.

Der Prediger betet früh und spät.
Der andre glaubt ihm nicht und schmäht.
Der Hahn steht auf dem Mist und kräht.

Der fromme Christ führt Gott im Mund,
der Atheist den Schweinehund.
Vom Mist der Hahn kräht Stund um Stund.

Der Christ hat einen Fluch getan.
Der Atheist denkt: Zahn um Zahn! . . .
Ich halt es mit dem Gockelhahn.
(Erich Mühsam)

Textvorschlag vom 29.04.06 von Wolfgang Kühne
Es ging der Eine mit der Anderen
am Ufer lang der Havel.
Die Bäume grün, die Sonne wärmt
doch Sie stört sein Geschwafel.
 

Textvorschlag vom 25.04.06 von Hotchilli
Der Freund hatte einen dürftig
bestückten Werkzeugkasten.
Genauer gesagt befand sich
darin lediglich ein Hammer.
Ich sagte zu ihm: »Wenn du nur einen,
einen einzigen Hammer hast, dann scheint
alles um dich herum wie ein Nagel auszusehen«

Textvorschlag vom 24.04.06 von Sigrid Engelmann
Immer wieder eine Linie ziehen
um darauf zu tanzen
(Werner Lutz)

Textvorschlag vom 21.04.06 von Deutschlandfunk
braune staubkäfer
braune staubkäfer überall braune
staubkäfer auch in unserem lac de cygne

und ohne flügel und in jedem
armaturenbrett jedes traums und

zu jeder tageszeit braune staubkäfer
auch dienstags auch in den arabian nights

fluguntauglich unklassiert und braun
zwischen den gebrauchsanweisungen im

traum an arabischen dienstagen an beiden
ufern im windschatten ungeflügelt

im staub braune staubkäfer überall
in jeder hydraulik im traum
(Raphael Urweider)

Textvorschlag vom 19.04.06 von Jörgen Habedank
Es ist vergebens zu sagen: »Fliege!«
- dem, der keine Flügel hat, und er wird
durch alle Ermahnungen nie zwei Schritte
über den Boden emporkommen. Aber entwickle,
wenn du kannst, seine geistigen Schwungfedern
und lasse ihn dieselben üben und kräftigen
und er wird ohne all dein Ermahnen gar nicht
mehr anders wollen oder können denn fliegen!
(Johann Gottlieb Fichte)

Textvorschlag vom 19.04.06 von Josef Bahlmann
Ich bin so knallvergnügt erwacht,
und klatsch auf meine Hüften.
Das Wasser lockt, die Seife lacht,
es dürstet mich nach Lüften.
Aus meiner tiefen Seele zieht,
mit Nasenflügelbeben
ein ungeheurer Appetit
nach Frühstück und nach Leben
(Joachim Ringelnatz)

Textvorschlag vom 18.04.06 von Astrid Dostert
Unverhoffte Begegnung in römischen Ruinen.

Textvorschlag vom 17.04.06 von Gesine Lehm
Wenn Hasen auf dem Rasen
nach den Hasen rasen,
rasen Hasen auf dem Rasen
hinter Hasen her.

Textvorschlag vom 16.04.06 von Dirk Jacobs
Gebe mir nicht nur die Fähigkeit
die Dinge zu sehen, sondern dazu
die Fähigkeit die wichtigen Dinge von
den unwichtigen zu unterscheiden...
nur so kann ich meinen geraden Weg gehen.
(Zitat abgeändert und für gut befunden!)

Textvorschlag vom 14.04.06 von Tanja Steidl
tage wie heute
im nichtstun vergehen
kopf schalte dich aus
körper beweg dich
sehnen nach kraft für morgen

Textvorschlag vom 11.04.06 von Anke Rabba
Ich grüße von der Schinkenstraße!

Textvorschlag vom 12.04.06 von Thomas Krunnies
Utsira: Südwest um 4, süddrehend,
zunehmend 7 bis 8,
morgen Früh südwestdrehend 6,
später schwere Schauerböen,
See zunehmend 2 bis 4 Meter.
(aus dem Seewetterbericht vom 12.04.06)

Textvorschlag vom 11.04.06 von Andrea Mackels
Möglicherweise ist
ein Begräbnis unter Menschen
ein Hochzeitsfest unter Engeln.
Khalil Gibran

Textvorschlag vom 10.04.06 von Scherzbolden
Unter´m Dirndl wird gejodelt!
 

Textvorschlag vom 08.04.06 von Gesa Johannssen
ZICKEN PARTY AUF DEM E SAILS WEG
QUATSCH TAG WENN DER REDEN VOGEL SINGT
DIE SUPER LACH TIEFE ELEGANT UMSCHIFFEN
SAND SÄCKE & PFEFFER SÄCKE
DAS VERS FLUT ZEN WASSER HAT KEINE BALKEN.
(Gesa Johannssen)

Textvorschlag vom 07.04.06 von Lüder Engelbrecht
Ein Lerchenvogel tat sich einst
im Jägernetz verfangen.
Und singt so süß und singt so rein,
als ob der Stimme Zauberklang
ihn wieder könnt befreien.
Es graut der Tag, der Jäger kommt,
um ihm den Tod zu geben.
Es stirbt der Vogel,
stirbt der Mensch,
mein Lied wird ewig leben.
(aus »Säulen der Erde« von Ken Follet)

Textvorschlag vom 06.04.06 von mir
Optimistischer Sechszeiler
Es stand ein Mann am Siegestor,
Der an ein Weib sein Herz verlor.

Schaut sich nach ihr die Augen aus,
In Händen einen Blumenstrauß.

Zwar ist das nichts Besunderes.
Ich aber - ich bewunder es.
(Erich Mühsam)

Textvorschlag vom 04.04.06 von Suzann Rose
Komme ich von der Erde
und schaue hinauf zu den Sternen,
oder komme ich von den Sternen
und gehe auf der Erde nur spazieren?

Textvorschlag vom 30.03.06 von Susanne Wagner
Wenn der Wind wieder weht,
wird das Wetter wieder wärmer!
(Bine)

Textvorschlag vom 30.03.06 von Thomas Krunnies
Kopfwendung nach links:
alles Scheiße
Kopfwendung nach rechts:
alles Scheiße
Stillgestanden-eins! Resultat keins.
Weggetreten. Mädchen küssen.
(Textauszug aus »Maria Nepheli« von Odysseas Elytis)

Textvorschlag vom 30.03.06 von Jutta Kast
Wenn das jetzt alles war
Der letzte Morgen war
Wär das der letzte Herbst
mein letztes Jahr
Und müsst ich gehn

Für dich den schönsten Blick
Mein Augenblick
..
(Rosenstolz)

Textvorschlag vom 28.03.06 von Andrea Skoupi
OM

Textvorschlag vom 28.03.06 von Anette Posselt
Frühling
Die Knospen knospen und sind schon wach,
die Keime keimen noch schüchtern und schwach,
die Weiden weiden das Gras ab am Bach.

Die Bäume baumeln (das ist ihre Pflicht),
Die Sträucher straucheln im Dämmerlicht,
die Stämme stammeln ein Frühlingsgedicht.

Die Hecke heckt neue Streiche aus,
der Rasen rast wie rasend ums Haus,
der Krokus kroküßt die Haselmaus.

Die Drossel erdrosselt den Regenwurm,
das Rebschoß erschoß nachts die Reblaus im Turm,
drum erlaubt sich das Laub ein Tänzchen im Sturm.

Es himmelt der Himmel ein Wölklein an,
es windet der Wind sich durch Löwenzahn,
und bereits blättern Blätter im Sommerfahrplan.
(H. Manz)

Textvorschlag vom 26.03.06 von Marie-Luise Paul
Die Zeit vergeht.
Das Gras verwelkt.
Die Milch entsteht.
Die Kuhmagd melkt.

Die Milch verdirbt.
Die Wahrheit schweigt.
Die Kuhmagd stirbt.
Ein Geiger geigt.
(J. Ringelnatz/1930)

Textvorschlag vom 24.03.06 von Suzann Rose
Die Sterne sagen:
Ich entzünde mein kleines Licht.
Ob das Dunkel schwindet,
das frag mich nicht.
(Rabindranâth Tagore)

Textvorschlag vom 23.03.06 von Lüder Engelbrecht
Halt an.
Wo läufst du hin?
Der Himmel ist in dir.
Und suchst du ihn nicht dort,
du fehlst ihn für und für.
(Angelus Silesius)

Textvorschlag vom 22.03.06 von Michael Rüdiger
Kronenlied
Putz’ mir meine Krone,
denn ich will spazierengehn!
Sei mein Leibhurone!
Aller Welt zum Hohne
Gehn wir auf den kleinen Zehn
Putz‘ mir meine Krone!
Putz‘ sie mir recht blank!
Kriegst auch eine Feder
Und ein Ei zum Dank -
(Paul Scheerbart)

Textvorschlag vom 18.03.06 von Matze Jürgensen
Was wir brauchen sind ein
paar verrückte Leute.
Seht Euch an, wohin uns
die Normalen gebracht haben.
(George Bernard Shaw)

Textvorschlag vom 17.03.06 von Kathi Prinz
Was würdest Du tun, wenn Du eine
Million im Lotto gewinnen würdest und
Du hättest schon alle Mickey-Mouse-Hefte?

Textvorschlag vom 17.03.06 von Wolfgang Kühne
In der kalten klaren Nacht blinkt der Stern,
und ich denke an dich.
Uns trennt das unendliche All, doch du blinkst,
und ich denke an dich.
Da ist nur noch der Stern und du bist mir nah,
denn ich denke an dich.
Meine Füße sind kalt.

Textvorschlag vom 15.03.06 von Gesa Johannssen
SCHNEE HÜTTEN SCHNEE HÜHNER SCHNEE HASEN
DIE SCHNEE FRAU & DER SCHNEE MANN
SCHNEE FREI IM LAND DER SCHNEE KÖNIGIN
DAS VERS RUTSCH ZEN AUF DEM EIS BALL
VERS SCHNEIT EIN SCHNEE FLUCH.
(Gesa Johannssen)

Textvorschlag vom 14.03.06 von Anette Posselt
Für die Liebe sind nur wilde Männer
in Betracht zu ziehen.
(Filmzitat)

Textvorschlag vom 12.03.06 von Gesa Johannssen
DAS WENN DENN LAND EINE EIER BÄREN OASE
BEHAARTE ZÄHNE UND SPITZE ZUNGEN
GOLD IN DER KEHLE RAUCH IN DER NASE
TOLL HAUS TREIB GUT QUIETSCH TIME
AUF VERS WOLKEN GEHEN
(Gesa Johannssen)

Textvorschlag vom 09.03.06 von Jenne Baule-Prinz
Beim Baden traf Anja
einen Piranha,
der sagte: »Ich kann ja
auch nichts dafür...
dass ich jeden beiße
und ruck-zuck verspeise,
das liegt schlimmerweise
in meiner Natür«
(Michael Faulmüller)

Textvorschlag vom 10.03.06 von Dirk Letsche
Die Summe unseres Lebens sind die
Stunden, in denen wir liebten...
(Wilhelm Busch)

Textvorschlag vom 09.03.06 von Margret Kramer
Die größten Kritiker der Elche,
waren früher selber welche.
(F. W. Bernstein)

Textvorschlag vom 06.03.06 von Julia Benning
Als das Kind Kind war,
wußte es nicht, daß es Kind war,
alles war ihm beseelt,
und alle Seelen waren eins.

Als das Kind Kind war,
hatte es von nichts eine Meinung,
hatte keine Gewohnheit,
saß oft im Schneidersitz,
lief aus dem Stand,
hatte einen Wirbel im Haar
und machte kein Gesicht beim fotografieren.
(Auszug aus Peter Handke »vom kindsein«)

Textvorschlag vom 04.03.06 von Uwe Pätzold
Nichts kann so kompliziert gedacht werden,
wie es dann auch eintrifft.

Textvorschlag vom 03.03.06 von Andrea Skoupi
Dunkel wars, der Mond schien helle,
Schnee lag auf der grünen Flur,
als ein Wagen blitzesschnelle
langsam um die Ecke fuhr.

Drinnen saßen stehend Leute,
schweigend ins Gespräch vertieft,
als ein totgeschossner Hase
auf der Sandbank Schlittschuh lief.

Und ein blondgelockter Jüngling
mit kohlrabenschwarzem Haar
saß auf einer blauen Kiste,
die rot angestrichen war.
(unbekannter Verfasser)

Textvorschlag vom 02.03.06 von Anke Mellin
Ich sage ICH, immer wissend,
dass ich das nicht bin.
(Frei übersetzt nach Samuel Beckett »Das Unbenennbare«)

Textvorschlag vom 25.02.06 von Gesa Johannssen
IM MASCHINEN PARK SEIDEN RAUPEN
DER HIGH TICK MIT DER HOCH KULTUR
FLASCHEN GEISTER DIE AN DER ANGEL HÄNGEN
VERS TAKT ZEN & VERS TON ZEN
FEDER WOLKEN AN RUFEN.
(Gesa Johannssen)

Textvorschlag vom 24.02.06 von Turid Müller
Have you seen the old dusty wings down there, longing for being used?
(Songtext von Turid Müller)

Textvorschlag vom 23.02.06 von Jenne Baule-Prinz
Noch einmal

Vom Regen
Von innen
Von Motiven im Strom
Vom Fallen
Von Fischen im Netz
Von ausgehändigten Formen
Von Lautlosigkeiten
Von äußersten Fällen
Vom Proviant
Von immer stärker werdendem Regen

Noch einmal

Motive im Strom
Fallen in
Ausgehändigte Formen
Von innen
Immer stärker werdender Regen
(Ines Geipel)

Textvorschlag vom 21.02.06 von Silke Klement
Versuch‘s und übertreib‘s einmal,
gleich ist die Welt von Dir entzückt!
Das Grenzenlose heisst genial,
wär‘s auch nur grenzenlos verrückt.
(Paul Heyse)

Textvorschlag vom 20.02.06 von Andrea Skoupi
Die Hühner fühlten sich plötzlich verpflichtet,
statt Eiern Apfeltörtchen zu legen.
Die Sache zerschlug sich. Und zwar weswegen?
Das Huhn ist auf Eier eingerichtet!
So wurde schon manche Idee vernichtet!
(Erich Kästner)

Textvorschlag vom 20.02.06 von Jenne Baule-Prinz
Über den Frühling
Der neulich war
Ist alles gesagt

Wie die Vögel zurückkamen
Weshalb die Leute in den Städten
An langen Abenden
Den Himmel betrachteten
Darüber ist wirklich alles gesagt

Selbst über die eingefärbten Melancholien
In bezug auf den Abendhimmel
Am Ende des Frühlings im Sommer
Erst recht im Herbst
Noch im Winter
Ist einfach alles gesagt

Dieses Jahr kommt der Frühling nicht
Es bleibt kalt
Unterm seltsam verwachsenen Himmel
Allein krümelndes Stadtlicht

In den Körpern aus durchsichtiger Haut
Endlose Reflexionen übers Meer

Der Wind blättert in den Zeiten
Und dreht weiter.
(»Stummfilm« von Ines Geipel)

Textvorschlag vom 20.02.06 von Lars Sorgenfrey
Alles dreht sich hier um die Künstlerin, so auch sie selbst.

Textvorschlag vom 17.02.06 von Andrea Skoupi
Sag mir die Wahrheit, aber nimm bitte vorher das Cocablatt aus dem Mund.
(cerxu)

Textvorschlag vom 16.02.06 von Julia Benning
Jeder Engel ist schrecklich
(Marie Jo Lafontaine)

Textvorschlag vom 14.02.06 von Angela Ebert
Ich ließ meinen Engel lange nicht los,
und er verarmte mir in den Armen
und wurde klein, und ich wurde groß:
und auf einmal war ich das Erbarmen,
und er eine zitternde Bitte bloß.

Da hab ich ihm seine Himmel gegeben, -
und er ließ mir das Nahe, daraus er entschwand;
er lernte das Schweben, ich lernte das Leben,
und wir haben langsam einander erkannt...
(Rainer Maria Rilke)

Textvorschlag vom 12.02.06 von Peter und Annette Schmid
Superkalifragilistikexpialigetisch

Textvorschlag vom 10.02.06 von Brigitta Holste
Schnee: wer
dieses Wort zu Ende
denken könnte
bis dahin
wo es sich auflöst
und wieder zu Wasser wird

das die Wege aufweicht
und den Himmel in
einer schwarzen

blanken Pfütze
spiegelt, als wär er
aus nichtrostendem Stahl

und bliebe
unverändert blau.
(Rolf Dieter Brinkmann)

Textvorschlag vom 09.02.06 von Anette Posselt
In mir ein völlig unhaltbares Kichern angesichts des Ernsts der Lage. Mehrmals blubbert es am Magen entlang, kleine Bläschen bis in die Augen. Der Ernst der Lage ist ernsthaft in Gefahr.
(H.-C. Flemming)

Textvorschlag vom 08.02.06 von Julia Benning
Der Regen rauscht. Der Regen rauscht schon seit Tagen immerzu und Käferchen ertrinken im Schlamm an den Wegen. Der Wald hat Ruh. Gelabte Blätter blinken. Im Regenrauschen schweigen alle Vögel und zeigen sich nicht. Es rauscht urewige Musik. Und dennoch sucht mein Blick ein Streifchen helles Licht. Fast schäm' ich mich, zu sagen: ich sehne mich nach etwas Staub. Ich kann das schwere, kalte Laub nicht länger mehr ertragen.
(Joachim Ringelnatz)

Textvorschlag vom 07.02.06 von Marc Lindemann
Die Erfahrung, Kunst zu betrachten, ist wie die Erfahrung zu träumen oft konzentrierter als das wache Leben.
(Siri Hustvedt)

Textvorschlag vom 02.02.06 von Kerstin Stephan
Irgendwo las ich einmal, der ungläubige Mensch sei nicht fähig zu lieben und müsse seine Liebesobjekte ständig wechseln.
(aus »Die Tapetentür« von M. Haushofer)

Textvorschlag vom 02.02.06 von Jo Schütt
Nicht, dass ich mich nur im
HIER UND JETZT wohl fühle,
ich genieße zudem
das SOWOHL ALS AUCH.

Textvorschlag vom 01.02.06 von Gesa Johannssen
DIE BANGE BÜCHSE MIT DEM BUSEN FREUND
BRILLEN SCHLANGEN UND KREUZ OPFER
DIE KATZE LÄßT DAS MAU ZEN NICHT
ÜBER MÄUSE SPRICHT MAN NICHT
DAS JA GEN & DAS GE JA GEN.
(Gesa Johannssen)

Textvorschlag vom 30.01. von Anette Posselt
Sag mir, ich bin gut
sag mir, ich bin nett
eine Klassefrau
und kein bißchen fett.
Sag mir, Du liebst mich
seit langem schon
mit allem Drum und Dran,
nenn mich die wandelnde Perfektion
- aber lüg mich bloß nicht an!
(Shel Silverstein)

Textvorschlag vom 29.01. von mir
INVENTAR
1
Haus ohne Dach
Kind ohne Bett
Tisch ohne Brot
Stern ohne Licht.
2
Fluß ohne Steg
Berg ohne Seil
Fuß ohne Schuh
Flucht ohne Ziel.
3
Dach ohne Haus
Stadt ohne Freund
Mund ohne Wort
Wald ohne Duft.
4
Brot ohne Tisch
Bett ohne Kind
Wort ohne Mund
Ziel ohne Flucht.
(Mascha Kaleko)

Textvorschlag vom 25.01.06 von Marc Lindemann
Ein froher Morgen die erwachten Seelen grüßt,
Die nicht einander ängstlich sich belauern;
Denn Liebe liebend alle Dinge in sich schließt
Und läßt den kleinsten Raum zum All sich weiten.

Laßt die Entdecker nur nach neuen Welten gehen,
Laßt andere auf Karten Welt an Welten sehen.
Laßt uns nur unsere Welt, ein jeder hat und ist sie selbst.
(John Donne)

Textvorschlag vom 23.01.06 von Margret Kramer
Leben ist ein schönes Stück Arbeit
(Volksweisheit)

Textvorschlag vom 22.01.06 von Ursel Schiemann
Wenn Du auslöschst Sinn und Ton,
was hörst Du dann?
(Zen-Koan)

Textvorschlag vom 20.01.06 von Julia Benning
Wer nicht denken will, fliegt raus.
(Joseph Beuys)

Textvorschlag vom 17.01.06 von Sabine Mertens
»Die Zeit ist keine Linie, die durch
eine Reihe von Augenblicken verläuft.
Die Zeit ist ein Augenblick,
an dem alle Linien zusammentreffen.«
(Richard Powers. Der Klang der Zeit)

Textvorschlag vom 16.01.06 um 08:56 Uhr von Julia Benning
DAS GLÜCK DER ANGST
für Anna
Manchmal zwischen Nacht und Morgen
Seh ich Hunde dich umkreisen
Hunde mit gebleckten Zähnen
Und du greifst nach ihren Pfoten
Und du lachst in ihre Zähne
Und ich wache auf mit Angstschweiß
Und ich weiß daß ich dich liebe
(Heiner Müller 22. 10. 1993)

Textvorschlag vom 15.01.06 von Gesa Johannssen
DER NARR BOB IM BUH DICHT ZEN CLUB
NACKT FRÖSCHE & TRÜFFEL SCHWEINE
AUF DER STRAßE DES RUM EX
MOOS EIER NIX ZEN HAAR GIN TON
DISZIPLIN LOS AB GE DACKELT.
(Gesa Johannssen)

Textvorschlag vom 14.01.06 um 00:48 Uhr von Jan Claußen
Kommt ein Vogel geflogen,
setzt sich nieder auf mein Fuß,
hat ein Zettel im Schnabel,
von der Mutter ein Gruß.
Lieber Vogel flieg weiter,
nimm ein Gruß mit und ein Kuß,
denn ich kann dich nicht begleiten,
weil ich hier bleiben muß.
(Adolf Bäuerle)

Textvorschlag vom 13.01.06 um 10:50 Uhr von Johann Wahl
Ich setzte
meinen Fuß
in die Luft und
sie trug
(Hilde Domin)

Textvorschlag vom 13.01.06 um 09:37 Uhr von Andreas Kosak
Lass uns...

Die Kälte klirrt,
die Zapfen eisen,
es schneit wie geschmiert,
lass uns verreisen!

Dorthin, wo die Sonne lacht,
und auch keine Scholle kracht,
dorthin, wo die Muscheln liegen,
und wir keine Frostbeulen kriegen.

Dorthin, wo die Palmen stehn,
und wir keinen Schneemann sehn,
dorthin, wo das Meer nicht friert,
und keiner nach ‘nem Mantel giert!

Die Laus ist kalt,
die Zähne klappern,
lass uns handeln,
und nicht plappern!
Lass uns in den Süden fliegen,
wo wir in der Sonne liegen,
wo wir schlecken, an ‘nem Eis,
weil uns ist - ganz einfach heiss!
(Andreas Kosak)

Textvorschlag vom 12.01.06 um 18:11 Uhr von Marc Lindemann
Ich träume von einem Duft nach Apfelblüten -
du schwankst unter den Gewicht schwerer Körbe.
Wer von uns weiß etwas über Äpfel?
(Katarina Mazetti)

Textvorschlag vom 12.01.06 um 01:16 Uhr von Ulla Engelhardt
Freitag der Dreizehnte
(Liebste Ella - )
dass Freitag der Dreizehnte
für mich ein aufsteigender,
mit fröhlich klopfenden Herzen
und bunten Lieblingsträumen
gefüllter Luftballon ist -
das liegt ganz allein an Dir.
(Ulla Engelhardt)

Textvorschlag vom 11.01.06 von Gesa Johannssen
EINE SCHÖPFUNG DIE VERS MÄANDERT
DER FUN FADEN DIE SPECK ROLLE
KLINGEL BEUTE KLATSCH TANTE
SPINN ONKEL AUF DEM UN SINNS WEG
IRONIE MAIDEN.
(Gesa Johannssen)

Textvorschlag vom 10.01.06 09:09 Uhr von Julia Benning
John Maynard!
“Wer ist John Maynard?“
“John Maynard war unser Steuermann,
Aus hielt er, bis er das Ufer gewann,
Er hat uns gerettet, er trägt die Kron',
Er starb für uns, unsre Liebe sein Lohn.
John Maynard.“

Die “Schwalbe“ fliegt über den Erie-See,
Gischt schäumt um den Bug wie Flocken von Schnee;
Von Detroit fliegt sie nach Buffalo -
Die Herzen aber sind frei und froh,
Und die Passagiere mit Kindern und Fraun
Im Dämmerlicht schon das Ufer schaun,
Und plaudernd an John Maynard heran
Tritt alles: “Wie weit noch, Steuermann?“
Der schaut nach vorn und schaut in die Rund:
“Noch dreißig Minuten ... Halbe Stund.“

Alle Herzen sind froh, alle Herzen sind frei -
Da klingt's aus dem Schiffsraum her wie Schrei,
“Feuer!“ war es, was da klang,
Ein Qualm aus Kajüt und Luke drang,
Ein Qualm, dann Flammen lichterloh,
Und noch zwanzig Minuten bis Buffalo.

Und die Passagiere, bunt gemengt,
Am Bugspriet stehn sie zusammengedrängt,
Am Bugspriet vorn ist noch Luft und Licht,
Am Steuer aber lagert sich´s dicht,
Und ein Jammern wird laut: “Wo sind wir? wo?“
Und noch fünfzehn Minuten bis Buffalo. -

Der Zugwind wächst, doch die Qualmwolke steht,
Der Kapitän nach dem Steuer späht,
Er sieht nicht mehr seinen Steuermann,
Aber durchs Sprachrohr fragt er an:
“Noch da, John Maynard?“
“Ja,Herr. Ich bin.“

“Auf den Strand! In die Brandung!“
“Ich halte drauf hin.“
Und das Schiffsvolk jubelt: “Halt aus! Hallo!“
Und noch zehn Minuten bis Buffalo. - -

“Noch da, John Maynard?“ Und Antwort schallt's
Mit ersterbender Stimme: “Ja, Herr, ich halt's!“
Und in die Brandung, was Klippe, was Stein,
Jagt er die “Schwalbe“ mitten hinein.
Soll Rettung kommen, so kommt sie nur so.
Rettung: der Strand von Buffalo!

Das Schiff geborsten. Das Feuer verschwelt.
Gerettet alle. Nur einer fehlt!

Alle Glocken gehn; ihre Töne schwell'n
Himmelan aus Kirchen und Kapell'n,
Ein Klingen und Läuten, sonst schweigt die Stadt,
Ein Dienst nur, den sie heute hat:
Zehntausend folgen oder mehr,
Und kein Aug' im Zuge, das tränenleer.

Sie lassen den Sarg in Blumen hinab,
Mit Blumen schließen sie das Grab,
Und mit goldner Schrift in den Marmorstein
Schreibt die Stadt ihren Dankspruch ein:
”Hier ruht John Maynard! In Qualm und Brand
Hielt er das Steuer fest in der Hand,
Er hat uns gerettet, er trägt die Kron,
Er starb für uns, unsre Liebe sein Lohn.
John Maynard.“
(Theodor Fontane)

Textvorschlag vom 09.01.06 um 4:59 Uhr von Jörgen Habedank
Die Lichtwandlung
vollzieht sich
zu morgiger Zeit,
mit abendfüllender Dauer,
über den Tag hin,
im Nachtmantel,
zur Stunde der Auswahl.
Sie beginnt
im sonnengeformten Kopf,
im Aufgang des Herzens,
in der Regung des kleinen Fingers,
in dir, in mir, in ihm und in ihr.
Die Lichtwandlung
ist das Tagwerk
der Lichtgestalter,
der Alltagsbildner,
der Verwandlungskünstler.
Sie ist das tägliche Brot -
zu schneiden, zu teilen, zu speisen
von dir, von mir, von ihm und von ihr.
(Jörgen Habedank)

Textvorschlag vom 08.01.06 von Gesa Johannssen
AUF DER ÖL SPUR
ÖL HAAR FEEN
FRÜHE SPATZEN UND
BUMMEL TANTEN
WER ZU LETZT LACHT
ERB WAS ÜBRIG BLEIBT
EINE FULL ER ROBE TRAGEN
DER FUN THOMAS IM
FREUDEN HAUS.
(Gesa Johannssen)

Textvorschlag vom 07.01.06 um 07:57 Uhr von Margret Kramer
Druckzeit Zeitdruck

Textvorschlag vom 07.01.06 07:56 Uhr von Rene Jaschke
Im Himmel ist ein Engel nichts Besonderes.
(George Bernard Shaw)

Textvorschlag vom 06.01.06 um 11:59 Uhr von Margret Kramer
Lesezeit Zeitlese

Textvorschlag vom 06.01.06 um 08:28 Uhr von Frau A.
Also sprach Zarathustra
O Mensch! Gib acht!
Was spricht die tiefe Mitternacht?
"Ich schlief, ich schlief -,
Aus tiefem Traum bin ich erwacht: -
Die Welt ist tief,
Und tiefer als der Tag gedacht,
Tief ist ihr Weh -,
Lust - tiefer noch als Herzeleid:
Weh spricht: Vergeh!
Doch alle Lust will Ewigkeit -,
- will tiefe, tiefe Ewigkeit!”
(Nietzsche)

Textvorschlag vom 06.01.06 um 00:10 Uhr von Angelika Müller
meine liebe hockt in einer blechbüchse
meine liebe kauert in einem karton
aus schön graubrauner pappe
meine liebe sitzt im uhrenkasten
und macht nur ab und zu das Türchen auf
(Angelika Müller)

Textvorschlag vom 05.01.06 um 21:10 Uhr von Gesa Johannssen
IM QUASI MODUS
EINEN QUACK DRAHT HABEN
DIE QUARK MAMPF SELL DER SUPPEN MANN
KASPERS REIGEN RINGEL ROSEN
RAM DÖSEN IN RUNG HOLD.
(Gesa Johannssen)

Textvorschlag vom 05.01.06 um 21:04 Uhr von Irna Evers
Wellen, die kommen, nehmen das Wasser wieder auf,
von den Wellen, die gehen.
(nach Johanna Kruijt)